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AutorenbildKati Gierse-Schnabel

Markertraining hat nichts mit Wattebäuschchen werfen zu tun!

Aktualisiert: 25. Sept. 2019

Ein Marker ist so eine „Sprache“, welche dem Hund unmissverständlich sagt: „Das was du jetzt gerade tust ist richtig. Dafür verspreche ich dir eine Belohnung!“ Es ist also eine klare Rückmeldung und ein Versprechen.


Ich werde immer wieder belächelt, wenn ich mit meinen Hunden unterwegs bin und Marker. Offensichtlich hält sich bei vielen Menschen immer noch das Vorurteil des Wattebäuschchenwerfers, die nur mit Futter um sich schmeißen und dem Hund alles durchgehen lassen. So ist es nicht! Da unsere Hunde unsere Sprache nicht verstehen, sondern lediglich einzelne Wörter mit Handlungen verknüpft haben (wobei wir sehr oft widersprüchlich in Laut- und Körpersprache agieren), ist es doch nur von Vorteil, eine gemeinsame, klare „Sprache“ zu finden. Oft ist es gar nicht möglich, so präzise und schnell zu loben. Einen kurzen, prägnanten Laut (z. B. „TOP“, „Click“, „Jep“) geht einem viel schnell über die Lippen und macht eine punktgenaue Belohnung möglich! In Zoos wird bereits sehr lange und erfolgreich mit Tieren via Klicker trainiert. Ihnen werden durch positive Verstärkung allerlei Tricks beigebracht, die sie dann gerne zeigen, weil es sich für sie lohnt (durch tolle Belohnungen). Viele Hundebesitzer kommen zu Trainern und korrigieren bisher immer unerwünschtes Verhalten mit Schimpfthiraden und körperlichen, meist schmerzhaften Einwirkungen. Nun wundern sie sich, dass ihr Hund einen Bogen um sie macht, oder gar knurrt. Wir Menschen neigen leider dazu, immer negatives hervorzuheben und positives als selbstverständlich anzusehen. Ein Beispiel aus der Menschenwelt: Wie ist es, wenn ein Kind ganz stolz mit einer 2 in Biologie nach Hause kommt? Die Eltern freuen sich kurz, aber im Grunde ist es doch selbstverständlich, dass das Kind gute Noten schreibt. Und nun kommt das Kind mit einer 5 in Mathe. Oje, Belehrungen, Enttäuschungsbekundungen, zusätzliche Lernzeit und vielleicht noch Fernsehverbot sind die Folge. Die Aufmerksamkeit der Eltern ist groß und nachhaltig. Wird dieses Kind sich mehr anstrengen oder beim nächsten „Fehltritt" den Eltern Bescheid sagen? Wahrscheinlich nicht, oder mit Angst. Das finde ich nicht schön und sagt viel über die Beziehung zwischen Eltern und Kind. Nun lade ich Sie ein, mal umzudenken, Das Kind kommt mit einer 2 in Bio nach Hause und die Eltern freuen sich wie Bolle, gehen mit dem Kind ein Eis essen und abends wird auf der Couch gemeinsam gekuschelt. Was bleibt bei dem Kind hängen? Am nächsten Tag kommt das Kind mit der 5 in Mathe und die Eltern sagen, dass es passieren kann und sie sicher sind, dass es besser wird. Sie bieten Hilfe beim Lernen an und ansonsten passiert nichts. Keine Beschimpfungen, keine Strafen. Wird das Kind nun eher lernen? Wahrscheinlich ja, da es weiß, dass es sich lohnt. Zumindest wird es keine Angst haben den Eltern von schlechten Noten zu berichten, sodass diese dann frühzeitig helfend eingreifen können. Kinder bis ins Jugendalter wissen noch nicht, dass sie ja eigentlich für sich lernen und das weiß der Hund ebenso wenig. Viele Dinge, die wir von unserem Hund erwarten, machen in seinen Augen keinen Sinn, oder sind schlichtweg unangemessen (z.B. das direkte, frontale Zugehen auf Artgenossen). Wenn ich also meinem Hund immer sage was er richtig macht, wird er es dann lieber tun? JA!, weil eine Belohnung kommt. Warum Belohnung? Ganz einfach: Ich arbeite auch nicht, weil mein Chef nett ist! Ein Hund tut etwas, weil es sich für ihn lohnt. Genauso wie wir Menschen auch. Wer mit Strafen arbeitet, sollte sich nicht wundern, dass der Hund kein oder nur wenig Vertrauen hat und sich in verschiedenen Situationen, wie zum Beispiel dem jagen, halt lieber dafür entscheidet, dem Hasen hinterher zu flitzen und sich später den Anschiss abzuholen. Wenn mein Hund jedoch weiß, dass es sich immer lohnt zu mir zu kommen, wird er viel eher bereit sein, dies auch in schwierigen Situationen zu tun. Um beim Beispiel des Jagens zu bleiben, erwartet mein Hund ein Jagdspiel mit mir und dann noch eine fürstliche Futterbelohnung. Auch das heißt nicht, dass meine Hunde alles tun, oder alles dürfen, aber ich habe es ihnen vorher „erklärt“ und versuche, ihnen von ihrer Motivation abgeleitete Belohnungen zu geben. Ich warte nicht, bis sie etwas falsch machen, um dann zu korrigieren. Ich lobe alles was sie gut machen und greife helfend ein, bevor sie, aus menschlicher Sicht, einen Fehler machen. Zugegeben, ich bin nicht unfehlbar und auch mir und all meinen Kollegen passieren Fehler, aber dann ist es unser Fehler, nicht der des Hundes. Unsere Hunde tun nur etwas, was aus ihrer Sicht Sinn ergibt und jeder Handlung liegt ein Gefühl zugrunde. Ein Bespiel: Ich möchte meinem Hund beibringen sich zu setzen. Dann könnte ich die Leine hochziehen und ihn mit Druck auf den Po in die gewünschte Position bringen. Der sitzt! Richtig! Aber mit was für einem Gefühl? Stranguliert und auf den unteren Rücken gedrückt. Im schlimmsten Fall hab ich ihm damit sogar weh getan. Ich würde stattdessen meinen Hund beobachten und herausfinden wann er sich setzt. Nun marker ich jedes mal, wenn er sich setzt und belohne ihn. Folglich wird er dies immer öfter zeigen. Wenn er dies tut kommt mein Signal dazu. Schickt mein Hund sich an sich zu setzen, kommt mein Signal „Sitz!“ und wenn er dann sitzt der Marker und die Belohnung. Daraus resultiert, dass meine Hunde sich gerne setzen (außer wenn der Boden nass ist, aber dies ist ein anderes Thema). Ich schreibe hier zwar die ganze Zeit über auditive Marker (also Lautäußerungen meinerseits) aber es gibt natürlich viele verschiedene Marker. Dies würde hier jedoch zu weit führen. Nur soviel: Auch einen tauben Hund kann man Markern. Mit einem Sichtsignal beispielsweise. Es gibt im Internet sehr viele tolle Berichte zum Thema Markertraining und ich lade Sie herzlich ein, Ihre Sichtweise zu verändern. Schauen Sie mal auf die tollen Dinge, die Ihr Hund tut und verstärken Sie diese. Sie werden überrascht sein, wieviel er gut macht. Stopp: So einfach ist es auch wieder nicht! Sie können nun nicht einfach „Click“ sagen und ihr Hund weiß, dass das eine Bestätigung ist. Das Wort hat erstmal keine Bedeutung für ihn. Da müssen wir erst eine Verknüpfung herstellen. Hierzu bewaffnen Sie sich nun mit guten, ungefähr erbsengroßen Leckerchen (beispielsweise Käse oder Fleischwurst). Nun überlegen Sie sich ein kurzes Wort. "Super" oder "Toll" haben sich nicht bewährt, da sie im alltäglichen Gebrauch zu oft vorkommen und Sie jedes Mal belohnen müssten, wenn es Ihnen doch mal rausrutscht, damit es nicht an Gewichtung verliert. Einsilbige Wörter, wie „Jep“, „Click“, „Top“ oder „Tack“ haben sich bewährt. Nun positionieren Sie sich in Reichweite Ihrer Fellnase. Sie sagen das Wort (den Marker) und geben sofort ein Leckerchen. Der Hund muss garnichts tun. Weder Sitz noch Platz noch zu Ihnen kommen. Er sollte allerdings auch nichts unerwünschtes tun. Sie wiederholen nun das Wort einige male und reichen Ihrem Hund jedes mal ein Leckerchen. Dann verändern Sie ihre Position. Laufen umher, stellen sich, wechseln den Raum usw. und wieder sagen sie das Wort und reichen dem Hund eine Belohnung. Nach 4-5 Wiederholungen warten Sie mal, bis der Hund woanders hinschaut und sagen das Wort wieder. Schaut der Hund sie an ist es vollbracht. Belohnung nicht vergessen! Schaut Ihr Hund sie noch nicht an, gibt es eine kleine Pause und Sie versuchen es nochmal. Bitte immer daran denken. Der Marker ist kein Abbruch- oder Rückrufsignal! Der Hund muss nichts tun um an seine Belohnung zu kommen. Er hat ja etwas getan, was Sie gut fanden und nun lösen Sie zuverlässig Ihr Versprechen auf die Belohnung ein. Sollten Sie neugierig sein und es versuchen und lernen wollen, melden Sie sich gern bei mir. Wie hat Astrid Lindgren gesagt: „Man kann in Tiere nichts hineinprügeln, aber man kann erstaunlich viel aus ihnen heraus streicheln.“




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